Nummer 20

Der nächste kam total ungeplant und ging auch leider sehr schnell wieder... Aber von vorne, auf dem Gestüt Holtdorftal wurde ein Rotfalbschecke mit einem blauen Auge geboren. Ich sah ihn und dachte so, ach der ist ja süß. Ich habe ihn dann erst mal nicht groß verfolgt da er mit farblich viel zu viel weiß und zu wenig Farbe hatte. Dann stand er zu verkauf und dann guckte ich ihn mir noch mal genauer an. Ich wollte nichts dazu kaufen und schon gar keine Hengst ich hatte ja zwei Hengste. Aber irgendwie ging mir Ófeigur vom Holtdorftal nicht aus dem Kopf und ich entschied ihn zu kaufen wenn er bis zum Abend noch keinen Besitzer gefunden hatte. Die Fohlen dort werden meistens binnen Stunden verkauft weil es einfach eine tolle Zucht ist und die Fohlen immer gut sind und ich hatte ha schon Kjarni und Una von dort. Tja aber das Schicksal wollte wohl das ich ihn nehme also unterschrieb ich den Vertrag. Ein paar Tage später lernte ich Ófeigur persönlich kennen und ich war begeistert von seinem offenen und selbstbewussten Auftreten, ja dachte ich das ist ein Hengsttyp. Ich besuchte ihn noch ein paar mal und war auch zur Fohlenbeurteilung da wo er nicht alles zeigte was er drauf hatte aber trotzdem gut abgeschnitten hatte. Als er dann im Herbst zu mir kam war er sehr freundlich, da ich ihn erst Mal eingewöhnen lassen wollte stand er extra neben den anderen. Er sollte auf Dauer zu Safír der mittlerweile alleine war, denn Kjarni hatte ich im Sommer verkauft. Nach ein paar Tagen stellte ich beide Jungs zusammen auf die Weide und es klappte sehr gut. Das ging dann einige Tage so, immer wenn ich da war stellte ich sie zusammen. Dann wollte Safír irgendwann man mehr Kontakt und lief zu Ófeigur der leider sofort die Flucht ergriff. Und von dem Moment an hörte Safír nicht auf hinterher zu laufen, es endete immer damit das Ófeigur die Flucht durch den Zaun antrat... Da das auf Dauer weder für die Zäune noch für die Pferde gut war trennte ich sie, versuchte es nach ein paar Wochen wieder aber sofort ging es widder los. Mir war klar das die Sache durch war und Safír nicht mehr aufhören würde ihn zu jagen wenn er jedes mal davon laufen würde. Ich hatte in dem Moment viel im Kopf, Safír kastrieren und als Wallach mit Ófeigur laufen, würde das einen Sinn ergeben und würden sie trotzdem nie zusammen stehen können. Was wenn Ófeigur dann kein guter Hengst wird dann habe ich Safír zu früh und aus falschen Gründen kastriert. Ich überlegte vieles und war echt verzweifelt. Ich stellte Ófeigur erstmal zu den Stuten und das war kein Problem. Aber das würde ja nur bis zum Frühjahr klappen und was dann? Aber ich wollte es einfach probieren und dann entscheiden wenn es soweit war.

Bis ich eines morgens im Winter in den Stall kam und nur noch Lista und Meyla vorfand, sie waren total hektisch und aufgeregt. Es war dunkel aber mit der Kopflampe konnte ich sehen das mindestens drei Zäune kaputt waren. Unten auf der Weide fang ich dann ein Fohlen und auf dem Feld daneben Ófeigur. Aber es fehlten immer noch drei Pferde, Safír, Una und Litla-Sól waren spurlos verschwunden. Sofort rief ich in Panik eine bekannte an denn mir kam Fleygur im den Kopf und ich befürchtete das schlimmste. Sie kam mit einer Freundin und die beiden fuhren die Straßen ab nachdem wir die anderen Pferde alle gesichert hatten. Ich lief mit einem Halfter und einem Eimer mit Müsli hinten über das Feld tu dem der Zaun kaputt war. Da überall Laub lag gab es keine Hufspuren und es war immer noch dunkel. Ich lief hektisch hin und her und rief und klappert mit dem Eimer. Und dann hörte ich Una wiehern, zum Glück ist sie sehr verfressen! Hinter einen Knick war eine kleine Koppel in einer Senke und da standen die drei und grasten. Ich war einfach froh sie zu sehen, machte Safír das Halfter drauf und die beiden Mädels liefen so mit.

Nach dem Erlebnis war für mich aber klar, Ófeigur muss wieder weg und das am besten schnell, denn hier sind noch nie Pferde vom Gelände runter abgehauen. Es gibt überhaupt nur einen Weg durch ein Holztor ganz am Ende der Weide der dazu gemacht wäre abzuhauen und genau das Tor war nieder gerannt... Noch am selben Tag brachte ich Ófeigur einen Ort weiter in einen Stall wo er Nachts in der Box stand und am Tage auf einen Paddock neben einem Seniorenpferd. So konnten alle erst mal zur Ruhe kommen und ich mir was einfallen lassen.

Und wie der Zufall es so wollte kam ein paar Tage später der Tierarzt zu dem Seniorenpferd und fragte was das daneben für ein Kleiner sei. Meine Bekannte erzählte die Geschichte und das er günstig einen guten Platz sucht. Die Frau von dem Tierarzt hat selber Islandpferde nur ein paar Dörfer weiter und so kamen wir zusammen und einigten uns darauf das sie ihn zu sich nehmen würde. Dort lebt er nun knapp ein Jahr, ging nicht mehr durch Zäune und ist sehr glücklich. Für mich war das ganze keine schöne Zeit und viele blöde Entscheidungen, ich hatte nicht nur viel Geld dadurch verloren (weil ich ihn günstig weg gegeben hatte) sondern auch Ófeigur keinen Gefallen damit getan das er her kam. Aber man lernt aus jeder Situation und am Ende bin ich sehr froh das niemanden dabei etwas passiert ist und es nun für alle eine gute Lösung gibt.