Nummer 15

Das nächste Pferd kam quasi auf Bestellung.

Als ich Kjarni kaufte und mit den Züchtern quatschte erzählte ich, dass ich unheimlich gerne eine Helmscheckstute hätte am liebsten in fuchs oder braun. Ich erzählte welche der Anpaarungen bei diesen Züchtern ich so im Auge hatte und hoffte das dort so eine Stute geboren wird. Und so wurde dann 2018 Una vom Holtdorftal geboren. Ihre Mutter gehörte gar nicht zwingend zu denen die ich so im Blick hatte, aber ich sah die Bilder von Una und war sofort verliebt. Ich schreib der Züchterin das DAS meine Helmschecke ist die ich letztes Jahr bestellt hatte! Und so kam es also dazu das sie auch meine wurde. Als ich sie das erste Mal besuchte war sie grade ein paar Tage alt und ich hatte vorher noch nie so ein süßes Gesicht gesehen. Ihre strahlend Blauen Augen und dazu ihre großen Ohren, die war einfach wunderschön und ich war richtig glücklich. Im Herbst zog sie dann bei uns ein und durfte die erste Nacht mit Tante Lista verbringen. Sie war sehr schüchtern den anderen Pferden gegenüber, sie suchte immer meine Nähe aber schlich sich auch immer an die anderen Pferde heran. Es dauerte ein paar Tage aber dann durfte sie auch bei den anderen mit am Heu stehen und ich habe die Extraportionen Heu nur noch zu Sicherheit ausgelegt.

Nach ein paar Monaten nahm sie plötzlich ab und wurde innerhalb weniger Tage total schwach. Als ich dann einen Morgen in den Stall kam lag Una im Stroh und hatte keine Kraft mehr aufzustehen. Das war einen Tag vorher auch schon passiert aber als ich sie da angeschubst hatte stand sie sofort auf, darauf hin hatte ich sie aber mit ihrer Freundin (die morgen dran ist) in den Stall geholt damit sie in Ruhe fressen konnte. Aber an den Morgen kam sie nicht hoch immer wenn ich ihr helfen wollte fiel sie um und blieb dann vollkommen fertig auf der Seite liegen... Ich stellte ihr fitter vor die Nase und sie fraß es im Liegen während wir auf den Tierarzt warteten...

Als der kam sah es gar nicht gut aus und er war sich nicht sicher ob wir Una wieder auf die Beine bekommen würde. Ihr Herz war total langsam, unregelmäßig und setzte immer wieder aus... Sie war innerhalb kürzester Zeit eingefallen und nur noch Haut und Knochen (trotz zufüttern als mir auffiel das sie abnimmt, ging es innerhalb von einer Woche bergab). Der Tierarzt legte eine Infusion, nahm Blut ab und gab einige Medikamente. Er sagte das wir die Nacht abwarten müssten und hoffen müssen das sie diese überlebt... Es war Winter und um die 0 Grad. Damit Una nicht noch mehr Energie verlor habe ich ihr eine dicke Decke angezogen, denn Stall dick eingestreut und das Rotlicht angemacht. Sie wollte immer wieder aufstehen und ich musste sie regelrecht hochheben und stabilisieren damit sie sicher stand. Ich verbrachte den restlichen Tag und die ganze Nacht im Stall und half Una alle zwei Stunden hoch damit sie ihre Geschäfte erledigen konnte, etwas trinken und Heu essen konnte. Dann legte sie sich immer wieder neben mich ins Stroh. Ich saß dort in docken Klamotten im Schlafsack und versuchte ein wenig zu schlafen. Immer wenn Una wieder lag stellte ich das Futter so hin das sie im liegen fressen konnte. Es war eine zermürbende Nacht aber wir haben es geschafft und auch die Medikamente halfen etwas. Sie war noch lange nicht über den Berg aber in dieser Nacht konnte sie so viel Kraft sammeln, dass sie es wieder besser hoch schaffte. Nicht jedes mal aber es wurde wieder besser. Sie hatte auch wieder richtig Hunger und ich stellte ihr Eimerweise Heucobs und Rübenschnitzel hin und sie schaufelte alles in sich rein. Am zweiten Tag wollte ich sie etwas zu den anderen lassen aber als alle auf die Weide gingen wollte sie schnell hinterher und scheinbar setzte das Herz kurz aus, denn sie fiel einfach um und blieb liegen... Ich half ihr hoch und brachte sie gleich wieder in den Stall. Es war wirklich eine anstrengende Zeit und ich war mir nicht sicher ob sie je wieder gesund werden würde. Aber mir war vollkommen egal ob sie später mal zu was zu "nutze" sein würde, ich wollte einfach nur das sie ein lebenswertes Leben hat. Von Tag zu Tag ging es ihr besser und dann stand sie morgens da und wieherte mich an, als wollte sie sagen, ich bin schon ausgestanden und will jetzt sofort mein Futter haben! Da wusste ich das wir es schaffen würden! Von nun an durfte sie tagsüber wieder in die Herde und konnte sich dort auch wieder gut bewegen, wenn das Wetter gut war auch ohne Decke um etwas Sonne zu tanken. Abends wollte sie dann aber auch schnell in ihren Stall und die große Portion Futter haben. Sie ist in dieser Hinsicht auch sehr bestimmend und das ist sie auch bis heute, wenn ich irgendwie Futter vorbereite steht sie als erstes da und fordert es ein. Der Frühling kam und es ging endlich auf die Weide. Als der Tierarzt für etwas anders kam wollte ich noch mal das Herz untersuchen lassen und was soll ich sagen, kein Herzfehler mehr, der Herzschlag war rhythmisch und stark! Am Ende weiß man nicht was das für eine Erkrankung war und wo sie her kam, wir hatten auf einige Krankheiten getestet und alle waren negativ. Ich denke es kamen mehrere Faktoren zusammen und irgendwas hatte sich hier eingenistet, denn kurz nach dem Una wieder gesund war verlor Meyla in dem Frühjahr ihr Fohlen.

Den Sommer und den darauf folgenden Sommer verbrachte Una jeweils mit einer Freundin auf Sommerweiden, den ersten Sommer waren sie bei Sólfari und Fjörnir auf der großen Weide. Den zweiten Sommer waren sie in der Eifel und wie ich es mir erhofft hatte hat ihr grade dieser Sommer sehr gut getan. Denn die dortigen bergigen Weiden mit viel frischem Gras haben nicht nur ihrem Bäuchlein dazu verholfen zuzunehmen sondern sie hat auch gut Muskeln aufgebaut. Auch wenn sie nun wieder vollkommen gesund ist hat sie doch eine wohlige Phase des Wachstums verpasst. So wird sie nie sehr groß werden, aber sie hat mittlerweile eine gute Größe erreicht und liegt nun knapp über 1,30m für mich reicht das vollkommen. Damit sie aber noch ein Jahr zur weiteren Entwicklung bekommen konnte habe ich sie dieses Jahr noch vollkommen in Ruhe gelassen. Wir haben nur ein bisschen Basiswissen für Jungpferde geübt und ihr plötzlich aufgetretenes Ohrenanfassproblem wieder gelöst. Wenn sie sich nun weiterhin so gut entwickeln wird sie nächstes Jahr nach einem Gesundheitscheck zum decken gehen. Dieses Jahr war sie auf jeden Fall super fasziniert von den Fohlen und wird sicher eine tolle Mama. Ich freue mich einfach auf unsere weitere Zeit wohin auch immer sie uns bringen wird. Sie ist schon ein besonderer Charakter und hat ihren Platz in der Herde nach vielem Problemen endlich fest gefunden!

Im April 2023 bekam Una ein tolles Hengstfohlen und erwies sich als super Mutter. Im Sommer endschied ich schweren Herzens Una zu verkaufen und so führte sie der Weg wieder zurück zum Gestüt Holtdorftal, wo sie nun als Zuchtstute ihren weiteren Weg gehen wird.