Nummer 11

Nach dem Sælingur also drei Tage vor meinem Urlaub zur Welt kam hoffte ich das wenigstens Yrla ihr Fohlen dann bringen würde. Aber die zwei Wochen gingen rum und nichts passierte. Als ich dann am 06.07.2016 in dem Stall kam dachte ich das sie mich alle ärgern wollen, den da war ein Fohlen! Das lief ja super dieses Jahr, keine Anzeichen und einfach da stehende Fohlen. Aber gut der kleine Hengst war munter, tank und wurde schon von seinem großen Bruder Sælingur zum spielen animiert. Der arme Safír vom Himnatöltari war erst wenige Stunden alt und musste schon spielen. Bei seiner Farbe musste ich etwas rätseln, braun ja, aber auch braunwindfarben? Nach ein paar Tagen war ich mir dann sicher, Safír ist Braunwindfarbwechsler und nicht nur das sondern auch sein super cooler und offener Charakter ließen mir keine anderen Wahl, Safír musste bei mir bleiben. Zumindest wollte ich ihn sich erstmal bei mir entwickeln lassen und schauen was aus ihm wird.

Bei der Fohlenbeurteilung überzeugte er dann nicht nur mich sondern auch das Pferdestammbuch. Und er wurde mit einer Fohlenprämie belohnt, nur das Chippen fand er etwas überflüssig. Anfassen, Halfter alles kein Problem, aber wenn der kleine Dickkopf nicht will dann zeigt er das auch. Aber wir konnten ihn dann doch mit etwas Nachdruck bitten kurz mal still zu halten.

Die restliche Fohlenzeit verlief eigentlich total unauffällig und nach dem Absetzten wohnte er dann mit seinem großen Bruder Fjörnir zusammen. Safír war nie der riesen Spieler, ab und an bekommt er mal einen Spielanfall aber da gibt es deutlich intensivere Jungs.

Anfang 2018 kam er mir den einen morgen etwas komisch vor, besonders ruhig. Ich habe Fieber gemessen und er hatte plötzlich knapp über 40 Grad Fieber... Sonst gab es die Tage davor keine Anzeichen, er hatte gut gefressen und sogar noch gespielt. Aber er hatte sich wohl einen Infekt eingesammelt, auch die anderen Jungs hatten leichtes Fieber, waren aber sonst fit. Safír stellte noch an dem Tag das Fressen ein und wurde ziemlich ruhig. Er lag nur noch in der Ecke und ich half ihm sämtliche Medikamente mit Apfelmus und Karottensaft ein. Am zweiten Tag fraß er immer noch nichts außer Stroh und trockenes Brot welches eigentlich gar nicht für ihn gedacht war, aber ich war froh das er überhaupt was gefressen hatte. Ein paar Tage später war dann aber alles überstanden und er konnte wieder zu den anderen. Bis heute war das tatsächlich (toi toi toi) seine einzige Krankheit!

Im Sommer beschloss ich dann das er sich an meinen Stuten als Deckhengst probieren durfte. Er hatte etwas Startschwierigkeiten, zwar wusste er was er sollte aber nicht so recht wie... Aber er hatte ja Zeit und am Ende des Sommers waren alle vier Stuten tragend. Nun begann langsam ein wenig Bodenarbeit für ihn denn ich wollte ihn im Herbst auf der Jungpferdematerialprüfung vorstellen. Er machte toll mit, aber ich merkte das er immer mindestens drei mal etwas machen musste bevor er es wirklich verstand. Na klar er war sehr jung und in dem Fall mein erstes Jungpferd das ich so anlernte. Als dann der große Tag gekommen war hatte ich etwas bedenken was den Transport anging, denn Safír war bis dahin noch nie gefahren. Es gab für mich genau zwei Situationen. 1. Er würde einfach mit mir mitkommen und einsteigen oder 2. Er würde davor stehen und es überhaupt nicht einsehen, in den Fall würde es schwierig werden.

Tja und es kam wie es kommen musste und zweiteres trat ein. Viel hin und her aber es gab keine Chance, wir waren zu zweit und er stand wie ein Baum ober ging rückwärts. Bei Druck reagiert er sofort mit Gegendruck, das wusste ich schon und das half nicht grade weiter. Dann kam eine dritte Frau zur Hilfe und gemeinsam schafften wir es dann. Ich war richtig froh, belohnte ihn vorne und hinten ging die Stange zu. Ich hatte ihn noch nicht angebunden (zum Glück!) denn als die Klappe hoch ging bekam er plötzlich totale Panik. Er sprang nach hinten, drückte sich mit aller Gewalt unter der Stange durch und stand auf der Straße... Grade eine Woche vorher hörte ich von einem ähnlichen Vorfall wobei sich das Pferd zwei Wirbel an der Stange brach und nicht mehr reitbar war... Zum Glück war die Stange aber recht hoch es fehlten nur ein paar Haare auf dem Wiederrist. Ok dachte ich, das war es wohl der steigt nie wieder ein... Er war nun nicht etwas ängstlich oder panisch aber wir standen wieder davor und nichts ging. Da uns etwas die Zeit davon lief beschloss ich Lista dazu zu holen. Wir haben Lista aufgeladen und nach noch einmal 15 Minuten war Safír endlich drauf. Jetzt aber wieder Lista abladen war zu riskant, also blieb uns nichts als sie mit zu nehmen. Na klar welcher Junghengst bringt nicht seine eigene Stute mit zur Materialprüfung?

Diesmal ließen wir die Stange offen und die Klappe wurde zügig aber vorsichtig geschlossen und Safír blieb zum Glück mit Lista an seiner Seite ruhig. Ich kletterte dann an Lista vorbei und mache die Stange zu. Vor Ort stellten wir dann Lista und Safír zusammen in eine Box, das brachte den Nachbarhengst etwas aus Konzept, aber da Lista eh einfach nur ihre Ruhe wollte und den ganze Ausflug nicht verstand, kehrte schnell Ruhe ein. Alle Fragen ihr Heu und als Safír dann dran war blieb Lista auch ruhig zurück. Die Prüfung selber machte Safír einfach vorbildlich, er zeigte sich toll und war einfach nur traumhaft lieb. Ich war so stolz auf ich gewesen und er holte sich an dem Tag schon seine sichere Körnote! Tja nun mussten wir aber noch zurück... Lista rein, Safír.... nicht rein... Kurz gesagt, am Ende haben ihn vier Frauen geschoben und ich vorne gezogen, aber er war drin, die Stange und die Klappe zu und wir wieder auf dem Weg nach Hause.

Nun konnten wir die Körung im Frühjahr darauf sehr entspannt angehen. Das war auch gut so denn er war im Winter gewachsen, ich hatte es etwas mit der Vorbereitung übertrieben und er war in Neumünster nicht mehr wirklich motiviert. Er war total brav und benahm sich vorbildlich, auch beim Verladen hin und zurück. Aber ganglich und auch körperlich war da deutlich Luft mach oben. Den Eintrag ins Hengstbuch I hatte er aber trotzdem bekommen. Und auch sein Sommer sollte super werden, denn es ging für ihn in die schöne Eifel zum decken. Leider hatte er schon wieder vergessen wie man in den Hänger einsteigt, er wusste ja nicht was für ein schöner Urlaub auf ihn wartete. Für mich war es eine lange Zeit ohne ihn, aber als er nach der Eifel noch zu einer anderen Freundin zum decken ging konnte ich ihn dort endlich wieder sehen. Er hatte sich über den Sommer prächtig entwickelt und war richtig kräftig geworden. Im Frühjahr 2020 habe ich dann ein wenig mit Safír weiter gearbeitet und wir entdecken unsere Freude an der Freiarbeit und Safír seine Vorliebe fürs Freispringen. Den Sommer über hat er dann bei mir gedeckt, sowohl eigene Stute als auch Fremde Stuten. Für mich auch etwas neues und ich habe viel gelernt. Eine Stute hatte Safír leider nicht sehr gerne und so kam ich morgens in den Stall und Safír lag auf der Weide und war total fertig. Die Stute hatte ich dann erstmal separiert und Safír fraß sein Futter im Liegen. Er war total zertreten, hatte einige Wunden an der Brust und den Vorderbeinen und einen abgebrochenen Schneidezahn. Safír war zwar immer erstmal aufgeregt wenn neue Stuten kamen aber nach der ersten Aufregung hat er immer akzeptiert wenn die Stute noch nicht so weit war. Aber in dieser Nacht muss irgendwas passiert sein. Nun ja er erholte sich schnell und als die Stute dann rossig war habe ich sie zu aller Beteiligten Sicherheit an der Hand gedeckt und das ging ganz wunderbar.

Im Herbst habe ich dann angefangen Safír als Handpferd mit ins Gelände zu nehmen, wir waren auch viel spazieren und haben viel Bodenarbeit gemacht. Im Winter fing ich dann an mich immer mehr auf ihn zu setzen und etwas Schritt zu reiten. Bei allem was wir machten war er immer erstmal offen und brav, wenn er aber etwas nicht verstand oder es zu anstrengend wurde kam wieder der Dickkopf durch.

Mittlerweile aber sind wir gut eingespielt und ich weiß wie weit ich gehen kann und dann es Sinn macht das ganze in eine andere Richtung zu lenken. Nach sechs Wochen Beritt im vergangenen Sommer fühle ich mich nun richtig gut auf ihm. Auch wenn er dort Schwierigkeiten mit dem ganzen Trubel hatte und er scheinbar nicht gerne wo anders oder mit anderen Arbeiter hat er dort super Grundlagen gelernt. Aktuell hat er noch mal etwas Pause, aber ich freue mich unheimlich auf unsere gemeinsame Zeit und auf alles was wir noch erleben werden! Safír ist mein bester Freund geworden und auch wenn er mich an manchen Tagen zur Weißglut bringt mit seiner Art meine Gutmütigkeit aus zu nutzen, liebe ich grade das sehr an ihm. Er hat einfach Charakter und will einfach gerne abwechslungsreich beschäftigt werden.