Nummer 10

2016 wartete ich wieder mal ungeduldig auf die Fohlen. Ich hatte mir extra zu den ausgerechneten Abfohlterminen Urlaub genommen und wollte mein Zelt mal wieder aufschlagen (mittlerweile wohnte ich wieder in einer Wohnung). Aber Meyla spielte mir schon wieder einen Streich und brachte exakt ein Jahr nach der Geburt von Freisting, also am 17.06.2016 einen Fuchsfarbwechsler Hengst zur Welt. Ich fuhr morgens vor der Arbeit in den Stall und sah schon beim aus dem Auto steigen das da jemand neben Meyla stand. Ich dachte noch, nicht schon wieder! Schnell schlüpfte ich durchs Tor und hatte schon wieder dieses aufregende Gefühl vergessen, wenn ein Fohlen geboren wurde. Also aufgeregt ging ich zu Meyla und ihrem Fohlen und schaute beide an. Sie waren beide munter und der kleine Sælingur vom Himnatöltari trank schon bei seiner Mama. Ich ließ alle auf die Weide runter und kam dann am Nachmittag wieder. Da fiel mir dann auf das der ziemlich große Sæli ziemlich wackelig auf den Hinterbeinen war und diese auch recht verformt waren. Mir fiel nur eine Person ein die ich um Rat fragen konnte, die Freundin die schon Sóli bei seinem Pilz geholfen hatte. Sie kam noch am selben Tag und wir tapten die Hinterhand. Es hielt zwar nur bis zum nächsten Tag, aber das brachte schon total fiel Stabilität. Dazu gingen wir einige Tage viel auf hartem Boden und so sah man schon nach einer Woche nichts mehr. Sæli entwickelte sich super, bewegte sich toll, wuchs super und war schon immer total kräftig. Klar war das er nicht für ewig bei und bleiben könnte, denn da hab es einen anderen in dem Jahr der bleiben sollte. Also schrieb ich mal wieder eine Verkaufsanzeige. Es dauerte auch gar nicht lange und da meldete sich eine Frau bei mir, sie wohnte etwas weiter weg, wäre aber eh zeitnahe in der Nähe und würde dann mal zu Besuch kommen. So war es dann auch, wir schauten Sæli an, ich ließ ihn sogar auf der Weide ein bisschen laufen damit sie sehen konnte das er munter und gesund ist. Ich dachte eigentlich sie würde dann wieder fahren und wir würde die Tage darauf Kontakt haben. Aber sie sagte sie würde gerne einmal telefonieren gehen, kam dann wieder, sagte das sie ihn nehmen würde und streckte mir eine Anzahlung entgegen. Ich war etwas überrumpelt, hatte aber einen guten Eindruck von ihr. Sie hatte viel erzählt was sie so macht, was sie grade so aufbauen und was für Pferde sie so hat. Auch welche Pläne sie mit Sælingur später mal hatte. Der einzige harken an der Sache war, dass sie keine Möglichkeit hatte ihn ab zu holen. Da ich noch etwas unerfahren war sagte ich ihr zu ihn zu ihr zu bringen.

Also machte ich mich einen Monat später mit meinem Vater, Sælingur, dem Kaufvertrag und der von ihr bereits gezahlten Anzahlung (Man weiß ja nie) auf den Weg. Dort angekommen auf einen Resthof der mehr nach Zerfall als nach einem Zuhause aussah war ich erstmal verwirrt, aber gut sie erzählte ja das es noch vielen tun gäbe. Der Hof war mit Kopfsteinpflaster ausgelegt und alles war von einer ziemlich glatten Eisschicht überzogen, es war Ende Januar. Die Frau brachte die anderen drei Pferde und ein Shetty auf eine Weide und danach brachten wir Sæli auch dort hin. Ich dachte noch, mutig ihn gleich in die Gruppe zu schmeißen aber gut... Und schon ging das gerenne los, ein Kaltbluthengst, der wohl der Boss in der Herde war, wusste nicht so ganz was er von dem neuen halten sollte. Wir guckten ein wenig zu und als es ruhiger wurde gingen wir zu. Auto um den Papierkram zu regeln. Als wir uns grade verabschieden wollten hörten wir einen knall von der Weide und schon kamen Sælingur und das Shetty auf uns zu gerannt, vorbei an der Frau die nur verwirrt guckte. Ich schaffte es im vorbei rennen noch an Sæli sein Halfter zu gelangen und hing an ihm dran. Ich hatte Turnschuhe an und schlidderte über den Hof... Als wir zu stehen kamen flitze das Shetty an mir vorbei und rannte meinem Vater (der eigentlich totalen Respekt vor Pferden hat, aber von mir gelernt hat sich groß zu machen wenn ein Pferd auf ihn zu kommt) in die Arme. Er griff es und ich nahm es ihm ab und ging mit beiden Ponys zum Stall. Die Frau, die erstmal zur Weide gelaufen war um das Loch im Zaun zu stopfen kam zu mir und fragte was sie nun machen sollte. Das war eigentlich der Moment in dem ich Sælingur gerne wieder aufgeladen und mit nach Hause genommen hätte. Aber ich ging zum Stall und sagte das wir jetzt beide Ponys in den Laufstall stellen und erstmal die beiden ein paar Tage zusammen bleiben sollten damit Sæli erstmal einen Kumpel hat und sich sicher fühlt. Ich hatte auf dem Rückweg ein sehr ungutes Gefühl, redete mir aber ein das alle Pferde in einem gepflegten und guten Futterzustand waren und das das Heu super aussah. Die Frau wollte sich nach ein paar Tagen mal melden und berichten wie es lief. Als ich nach drei Wochen immer noch nichts gehört hatte, fragte ich mal nach. Ich bekam eine kurze Antwort das nun alles friedlich sein und Sælingur gut in der Herde angekommen sei.

Nun könnte die Geschichte hier zu Ende sein, aber leider bekam ich knapp ein 3/4 Jahr später eine Nachricht von der Dame (bis dahin hatte ich nichts mehr gehört). Sie schrieb das ich sie damals über den Tisch gezogen hätte und ihr eine Pferd mit Ataxie verkauft hätte, das er nun wohl nicht mehr lebensfähig wäre und und und. Ja ich war sauer, traurig und schockiert. Dazu muss man sagen das er 100% gesund war und keine Ataxie hatte, dann hätte er ja schon die Hängerfahrt, das rückwärts runter und den Lahmfreien Fluchtversuch über den Hof nicht geschafft ohne das man etwas gesehen hätte. Ich setzte also alles in Bewegung mehr von ihr zu erfahren und bot ihr an ihn zurück zu holen. Ja das sollte ich tun aber natürlich wollte sie den vollen Preis zurück haben. Naja aber hätte er Ataxie wäre er nur noch einen Schlachtpreis wert. Kurz um sie ließ nicht mehr mit sich reden und am Ende würde sie ihn eh jedem nur mir nicht geben. Damit hörte ich nie wieder etwas von ihm und wusste lange nicht ob er noch lebt, wie es ihm geht und ob er gesund war...

Plötzlich bekam ich im Sommer 2019 eine Email von einer mir fremden Person. Sie schrieb das sie grade ein junges Pferd von einer sehr merkwürdigen Dame gekauft hätten und das sie einfach gerne mal Kontakt zu der Züchterin aufnehmen. Anbei waren zwei aktuelle Bilder von Sælingur! Dieses Gefühl das ich hatte als ich diese Mail gelesen habe, fast wie an dem Tag seiner Geburt. Er lebt! Er ist kerngesund und hat nun endlich ein richtig tolles Zuhause auf einem Islandpferdhof in Brandenburg gefunden. Ich bin heute immer noch so Glück über diesen Wandel, ich bekomme immer mal ein Bild und auch Sælingur hat den Anfang seiner Ausbildung zum Reitpferd super brav gemeistert!

Mein Ziel ist es nächstes Jahr endlich mal dort hin zu fahren und Sæli in seinem tollen Zuhause zu besuchen.